Was ist ein „Einzelküken“?
Wie der Name schon sagt, ist aus dem Gelege nur ein einziges Küken geschlüpft bzw. nur eins hat überlebt. So war es auch bei unserem Erwin. Wie haben wir ihm dennoch ein schönes Zuhause geboten?
Wie es dazu kam…
Wir hatten einige Bruteier geschenkt bekommen, unter eine brütende Henne gelegt und kurz vor dem Schlüpfen wieder entnommen. Der Grund weshalb wir uns gegen eine komplette Naturbrut entschieden ist ein Virus. Dieser hatte sich bedauerlicherweise in unserer bestehenden Herde breit gemacht und ist leider für Küken lebensgefährlich. Leider kann man nicht viel gegen diese Krankheit tun, außer die Infizierung im Küken-Alter möglichst zu vermeiden. Ein späterer Kontakt mit dem Virus ruft bei den Tieren nur grippeähnliche Symptome hervor. Um die Ansteckung der Jungtiere zu verhindern, nahmen wir also die Eier kurz vor dem Schlüpfen von der Glucke weg um sie künstlich zu Ende zu brüten.
Aus diesem Gelege schlüpften insgesamt nur 2 Küken. Eines war krank und trotz intensiver Bemühungen hatte es traurigerweise nur ein kurzes Leben. Das zweite Küken war aber kräftig und voller Energie: Erwin unser Einzelküken. Aber was macht man mit einem einzelnen Küken?
Wie ging es dem Einzelkind?
Wie im echten Leben brauchen Kinder eine Familie. Das ist bei Hühnern nicht viel anders, obwohl sie ja Nestflüchter sind.
Habt ihr schon mal Küken beobachtet oder ihnen zugehört? Sie sind permanent am piepsen und verständigen sich so. Ist ein Küken allein schreit es so lange und so laut, bis es seine Familie wieder findet oder die Mama auf das Kleine reagiert. Küken lernen voneinander oder von ihrer Mama und spielen und kuscheln miteinander. Das war für unseren Erwin natürlich alles nicht möglich. Er war ganz allein…
Also haben wir versucht oft mit ihm zu kuscheln und ihn dazu in ein Tuch eingewickelt. Auch wenn kleine Küken noch so niedlich sind, stubenrein sind sie nicht! Also mussten Tücher als „Windelersatz“ her, wollten wir nicht „beschissen“ aussehen. 😉
Aber was hilft gegen die Stille? Erwin schrie manchmal ganz laut, weil er sich allein fühlte. Also haben wir angefangen Kinderlieder abzuspielen. Die hohen Stimmen der Kinder, kommen der Stimmlage der Küken wahrscheinlich recht nahe und Erwin wurde ruhiger. Danach konnten auch wir diese Lieder fast auswendig. „Normale“ Lieder hatten auf Erwin leider keine Wirkung.
Wann immer wir Zeit hatten, nahmen wir Erwin auf den Arm oder kuschelten mit ihm. Bei schönem Wetter haben wir ihn mit raus genommen. Wir brauchten nie Angst haben, dass er uns davon fliegt. Er blieb immer in unserer Nähe, wir waren ja seine Ersatz-Familie. Unser Kater Merlin fand Erwin auch super und hätte am liebsten so richtig mit ihm gespielt. Aber da hatten wir dann doch bedenken und haben die beiden nie unbeaufsichtigt gelassen.
Endlich eine Familie!
Schließlich wurde Klein-Erwin größer und endlich schlüpften neue Küken! Zunächst haben wir Erwin’s Box neben die der neuen Küken gesetzt, da konnten sie sich schon mal hören. Nach einigen Tagen durfte Erwin dann direkt zu den Kleinen, was Erwin sichtlich freute. Nur die neuen Küken fanden den Eindringling gar nicht toll! Obwohl Erwin mindestes 3 Mal so groß wie die anderen war, wurde er von allen Seiten attackiert. Unser Einzelküken hat sich aber wacker geschlagen und blieb ganz ruhig. Nur im Notfall hat er vorsichtig zurück gepickt um sich zu behaupten. Nach erfolgreicher Eingewöhnung hatte Erwin endlich Artgenossen um sich herum und war überglücklich. Manchmal haben sich dann die Kleinen unter Erwins Flügel zum Schlafen gekuschelt. Was für ein Bild!
Ein stattlicher Hahn
Aus dem einsamen Einzelküken wurde schließlich ein stattlicher Hahn! Sein graues Gefieder glänzt in der Sonne und sein imposanter Rosenkamm lässt ihn souverän erscheinen. Jetzt warnt Erwin seine Hennen vor jeder Gefahr und macht sie stets auf das neueste Futter aufmerksam. Seine Rasse hat einen ausgeprägten Beschützerinstinkt, was man in seinem Verhalten deutlich merkt. Bei jedem der sich seiner Herde nähert wird ganz aufgeregt Alarm geschlagen. Anfangs konnten wir ihn gut auf den Arm nehmen und streicheln. Da er allerdings nun schon seit einiger Zeit nicht mehr so viel Kontakt mit uns hat, verliert sich die Bindung etwas. Aber wenn wir mit ihm reden entspannt er sich und wird ruhig.
Du möchtest gern mehr über unsere Hühner erfahren? Dann schau einfach bei Teil 1 vorbei und lerne Rudi und seine Damen kennen.